„Arzt des Vertrauens!?" Was brauchen wir für eine gute und verlässliche Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung









Rahmendaten
  • Datum: Mittwoch, 19. Juni 2019
  • Ort: Dekanatshörsaal, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
  • Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Dresden

Referenten / Diskutanten
  • Oliver Schenk, Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und
    Chef der Staatskanzlei
  • Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden
  • Dipl.-Med. Petra Albrecht, Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer
  • Moderation: Dr. Joachim Klose, Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Landesbeauftragter für Sachsen und Leiter des Politischen Bildungsforums Sachsen

Ausgangssituation
Bereits im vergangenen Jahr bilanzierte die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen (KVS) ein Defizit von über 250 Hausärzten. Orten wie Annaberg-Buchholz, Oelsnitz, aber auch solchen Großstädten wie Chemnitz und Oberzentren wie Plauen droht eine medizinische Unterversorgung. Der Freistaat Sachsen hat schon vor zehn Jahren ein Stipendium für die-jenigen Medizinstudentinnen und -studenten ins Leben gerufen, die sich verpflichten, sich nach ihrem Medizinstudium im ländlichen Raum niederzulassen. Allerdings hat diese För-derung bisher kaum etwas gegen den Ärztemangel bewirkt.


Oliver Schenk, Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und
Chef der Staatskanzlei
Zur Ärztestatistik in Sachsen: Gegenwärtig leben in Sachsen 25.209 Ärztinnen und Ärzte (Stand 31.12.2018). Davon sind 17.866 Ärztinnen und Ärzte derzeit auch ärztlich tätig. Dies sind 229 berufstätige Ärzte mehr als im Jahr zuvor. Davon arbeiten 9.759 im stationären (+ 104) und 6.896 im ambulanten Bereich (+ 50).

Entwicklung der (ärztlich tätigen) Ärztinnen und Ärzte in Sachsen

Jahr
2000
2005
2010
2011
2012
2013
2018
ärztlich
tätige Ärzte
13.825
14.329
15.157
15.569
15.934
16.232
17.866

Quelle: Statistisch betrachtet. Gesundheit in Sachsen, Ausgabe 2015; Pressemitteilung 26.03.2019
Zu wesentlichen Trends bei der ärztlichen Ausbildung und Versorgung in Sachsen:

1. Zunehmend: Angestellt in der Praxis oder im MVZ statt in eigener Niederlassung
Im ambulanten Bereich gab es vor zehn Jahren noch 5.655 Ärzte mit eigener Praxis. Diese Zahl sank bis Ende 2018 um 450 auf 5.205 niedergelassene Ärzte. Dagegen stieg im glei-chen Zeitraum die Zahl der in Niederlassung bzw. in den 171 Medizinischen Versorgungs-zentren (MVZ) (davon 106 in Krankenhausträgerschaft) angestellten Ärzte von 639 auf 1.691 Ärzte (Stand 2017) an.

Das zeigt, dass immer weniger Ärzte eine eigene Praxis übernehmen, sondern lieber als angestellte Ärztin oder als angestellter Arzt in einer Praxis oder einem MVZ arbeiten. Be-denklich ist dies v.a. für die ländlichen Regionen. Siehe auch Erik Bodendieck, den Präsidenten der Sächsischen Landesärztekammer: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/73537/Zahl-der-selbststaendigen-Aerzte-in-Sachsen-sinkt-weiter

2. Anteil der Ärztinnen nimmt weiter zu
Zugleich stieg die Zahl der berufstätigen Ärztinnen im Vergleich von 2018 zu 2017 um 130 auf 9.449. Ihr Anteil an allen berufstätigen Ärzten beträgt jetzt 52,9 %. Die Anzahl berufs-tätiger Ärzte erhöhte sich dagegen nur um 99 auf 8.417 (47,1 %). Diesem Trend wird an vielen sächsischen Gesundheitsunternehmen durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen wie Teilzeitmodelle und Kinderbetreuungsmöglichkeiten bereits Rechnung getragen.

3. Trend zur Teilzeitanstellung wächst
Der Trend zur Teilzeitanstellung wächst bei den Ärztinnen und Ärzten sowie Psychothera-peuten. Allein im Jahr 2015 stieg der Anteil der Ärzte und Psychotherapeuten in Teilzeitan-stellung nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) um 10,6 %.

Das Verhalten der gegenwärtig in den Beruf einsteigenden und der künftigen Mediziner ver-ändert sich. Vor einigen Jahren war das Verhältnis von Männern und Frauen 50 : 50, heute sind 70 % der Studierenden weiblich. Junge Ärztinnen bekommen - wie in früheren Zeiten- Kinder, pausierten und arbeiteten danach oft in Teilzeit. Und auch bei ihren männlichen ärztlichen Kollegen hat die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen höheren Stellenwert als früher (Stichwort: Work-Life-Balance, Inanspruchnahme von Elternerziehungszeiten etc.). Künftig rechnet man deshalb mit zwei Ärzten auf einer Stelle.

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