Auf dem Weg in eine digitale Gesundheitsversorgung in Sachsen: BARMER: 7. Dresdner Dialog, Flughafen Dresden



Rahmendaten:
  - Datum: Mittwoch, 05. Juni 2019
  - Ort: Flughafen Dresden
  - Veranstalter: BARMER Sachsen

Impulsgeber und Diskutanten:
  • Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER
  • Prof. Dr. Hagen Malberg, Institutsdirektor Biomedizinische Technik, TU Dresden
  • Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer
  • Dr. Stefan Helm, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen
  • Moderator: Andreas F. Rook, MDR Sachsen


Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER
Wir können und dürfen die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung nicht profitorientier-ten ausländischen Großkonzernen überlassen. Bund, Länder und sämtliche Akteure des Gesundheitswesens sollten die Digitalisierung konsequent gemeinsam vorantreiben“, so Prof. Dr. Christoph Straub, der Vorstandsvorsitzende der BARMER, in seinem Eingangs-statement. „Wir begrüßen daher das Digitale Versorgung-Gesetz von Bundesgesundheits-minister Jens Spahn und erwarten nun dessen konstruktive Umsetzung“.

Zugleich stellte Prof. Straub die konkreten Herausforderungen und die Chancen durch die (globale) Digitalisierung sowie die aktuellen Angebote und Tools im Bereich der informa-tionstechnischen und digitalen Nutzung und Vernetzung dar:

Handy-/Internetnutzung global:
7,67 Milliarden Menschen (Stand: Dezember 2018)
8,8 Milliarden Handyverträge

2,5 Milliarden Menschen besitzen ein Smartphone

55 Prozent Internetnutzung weltweit
90 Prozent Internetnutzung in Deutschland
Zum Vergleich: nur 69 Prozent der Weltbevölkerung haben Zugang zu sanitären Anlagen


Die wettbewerblichen und kommerziellen Chancen für den „Gesundheitsmarkt“ haben na-türlich auch die großen Unternehmen der IT-Industrie, wie Apple, Google etc. erkannt. Laut Tim Cook, CEO von Apple, soll die Verbesserung der Gesundheit der größte Beitrag von Apple für die Menschheit sein. „Wir wollen den Einzelnen dazu ermächtigen, seine Gesund-heit selbst zu managen“, sagte er in einem Interview mit dem US-Sender CNBC.
https://www.cnbc.com/2019/01/08/tim-cook-teases-new-apple-services-tied-to-health-care.html



Zum digitalen Ökosystem der BARMER s. auch Prof. Dr. Claudia Wöhler, Geschäftsführerin der Barmer Landesvertretung Bayern, 7. Bayerischer Tag der Telemedizin, München, 21.03.2019: https://www.telemedizintag.de/app/download/7568443081/WS3_Woehler.pdf


Fazit: Jens Spahn: „Wir wollen Digitalisierung gestalten – nicht erleiden“, @jensspahn stellt neuen Referentenentwurf für das Digitale Versorgung Gesetz vor. #Digitalisierung

Prof. Dr. Hagen Malberg: Moderne Informationstechnik für die Medizin
Ein wichtiger Baustein der Medizintechnikforschung und -entwicklung in Sachsen stellt das Cluster „Fast Care“ dar: Echtzeitfähige medizinische Assistenzsysteme. Echtzeitfähiges Sensordatenanalyse-Framework für intelligente Assistenzsysteme im Bereich AAL, eHealth, Tele-Care. Ziel ist die Bereitstellung eines medizinisch validen, Echtzeit-Situationsbildes auf Basis einer verteilten, ad-hoc vernetzten, Sensorinfrastruktur mit einer Latenzzeit weniger 10 ms. Siehe https://de.fast-zwanzig20.de/gesundheit/fast-care/

Zum Clusterbaustein: „Fast Care“ - Technische Ziele & Lösungen:
  1. Schnelle intelligente Sensorik – Aktorik
  2. Verbesserung der Bewegungsmustererkennung
  3. Intelligente Algorithmen statt diagnostischer Unsicherheit
  4. Assistenz zur Erhaltung der Selbständigkeit
  5. Echtzeit-Netzwerkintegration in 3 Demonstratoren im AAL-Technikum
Hinzu kommt der Clusterbaustein: “Fast Athletics“: Echtzeit-Leistungsdiagnostik im Sport:

Weiteres Telemedizinprojekt: „Häusliche Gesundheitsstation“, Federführung Prof. Dr. Hagen Malberg, Institutsdirektor Biomedizinische Technik an der TU Dresden

Erik Bodendieck: Digitalisierung der Medizin – eine Chance für ländliche Regionen
Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, stellte Punkte einer Digitalisierung der Medizin vor: „Für eine bessere und sichere Versorgung muss zum einen endlich eine elektronische Patientenakte eingeführt werden, auf die alle behandelnden Ärzte eines Patienten Zugriff haben. Zum Schutz der Patientendaten und deren Nutzung braucht es zum anderen einen positiv formulierten Ordnungsrahmen für die Digitalisierung im Ge-sundheitswesen. Ebenso benötigen wir eine valide Nutzenbewertung digitaler Anwendun-gen zum Beispiel in dauerhaften Erprobungsregionen. Außerdem müssen der Notfalldaten-satz und der eMedikationsplan zur Anwendung kommen. Die Hauptanliegen einer Digitali-sierung müssen in jedem Fall Patientensicherheit und Arztentlastung sein.“ Hierzu müssen auch noch Fragen zu Eigentumsrechten der Patienten-/Versichertendaten geklärt werden.

Dr. Stefan Helm: Digitale Infrastruktur in Krankenhäusern
Zur Statistik: Die 78 Krankenhäuser in Sachsen (gemäß § 107 Abs. 1 SGB V) mit insgesamt knapp 26.000 Betten behandeln derzeit ca. 1 Million Patienten (stationäre Behandlungsfälle) pro Jahr. Hinzu kommen 2,5 Millionen ambulante Behandlungsfälle.

Nach Ansicht der Krankenhausgesellschaft Sachsen, so Dr. Stefan Helm, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen, dürften die Kosten für Einrichtung, Betrieb und Sicherung digitaler Lösungen in Krankenhäusern keine Hemmschwelle für das digitale Fitmachen darstellen. Bereitgestellte finanzielle Mittel müssten unkompliziert abrufbar sein. „Kran-kenhäuser sind als institutionalisierte und vernetzte Leistungserbringer ein Motor für medizi-nischen Fortschritt und eine flächendeckende Digitalisierung aller Prozesse, sowohl in Diag-nostik und Therapie am Patienten, als auch im Rahmen von Abrechnung, Dokumentation und Logistik. Leider ist der Tatbestand der Digitalisierung in den vorhandenen krankenhaus-relevanten Finanzierungs- und Rechtsinstrumenten auf Bundes- und Landesebene bisher nur unzureichend abgebildet“, beschreibt Dr. Helm die aktuelle Situation.


Podiumsdiskussion: von links: Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER;
Prof. Dr. Hagen Malberg, Institutsdirektor Biomedizinische Technik an der TU Dresden; Erik Bodendieck, 
Präsident der Sächsischen Landesärztekammer; Dr. Stephan Helm, Geschäftsführer
der Krankenhausgesellschaft Sachsen; Andreas F. Rook, MDR Sachsen, Moderator


In der Podiumsdiskussion mit den Impulsgebern sowie dem Fachpublikum wurden noch einmal verschiedene Aspekte des Themas „auf dem Weg in eine digitale Gesundheitsversorgung“ aufgegriffen, wobei auch noch einmal die Themen: „Wem gehören die Daten, die von Patienten an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Modalitäten (analog/digital) erhoben und gespeichert werden?!“, „Wie können diese Daten sicher gespeichert, transportiert, gegebenenfalls gelöscht werden?!“ eine wichtige Rolle spielte.


Fazit:
Der 7. Dresdner Dialog, diesmal unter dem aktuellen Motto „Auf dem Weg in eine digitale Gesundheitsversorgung in Sachsen“ (s. Referentenentwurf: Digitale Versorgung-Gesetz) war wiederum eine sehr gelungenes Forum und Podium des Erfahrungsaustausches mit profunden Impulsgebern aus dem Bereich der Krankenversicherung sowie der Versorgung.

Hierzu gehört auch das aktuelle Diskussionspapier: „Neue Wege für Sachsen - Gesund-heitspolitische Forderungen der Barmer zur Landtagswahl in Sachsen“:

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